Wie kann man das Unsagbare zeigen? Dies versucht Camille Japy in ihrem ersten Spielfilm hinter der Kamera mit dem Titel Sous le tapis (Unter dem Teppich). In diesem Eintauchen in das Herz eines Familiendramas wird man mit der Düsternis des Verlustes in all seiner Grausamkeit konfrontiert. Der Film zeigt eine Realität der Dinge ohne Beschönigung. Inmitten einer komplizierten Familie ausgesetzt, erlebt man eine Abfolge von komischen und tragischen Szenen, die die Realität dieser Momente treffend und brutal darstellen.
Odile(Ariane Ascaride) ist eine Großmutter, die sich auf ihre Geburtstagsfeier vorbereitet. Ihre Kinder und Enkelkinder stehen kurz vor der Ankunft, als ihr Mann Jean(Bernard Alane) plötzlich verstirbt. Es kommt zu einer unwahrscheinlichen Situation, in der Odile alles versucht, um sich der Realität nicht stellen zu müssen...
Unsere Meinung :
Camille Japy malt hier das Bild einer Patchwork-Familie, die ein wenig abgehoben ist und in der sich jeder ein wenig fragt, warum er hier ist. Zwischen Verleugnung und Trauerbewältigung offenbart sich jede Figur durch ihre Art, mit dem Verlust umzugehen. Gerade die Verleugnung ist das zentrale Thema des Films: Solange er nicht ausgesprochen wird, existiert der Tod nicht. Das Gewicht des Unausgesprochenen, der Familiengeheimnisse, all das lastet schwer auf dem Film, wieder einmal ohne uns zu schonen.
Durch diese Entscheidung, uns nicht zu schonen, bringt uns die Regisseurin dazu, unsere eigene Beziehung zum Tod zu hinterfragen. Welche Rolle spielen wir in diesen tragischen Momenten? Entscheiden wir uns für die Dramatik, die Verleugnung oder auch die Gleichgültigkeit? Die Figur der Odile verkörpert die Angst vor dem Verlust eines geliebten Menschen, die so weit geht, dass sie sich weigert, die unausweichliche Realität zu akzeptieren. Im Gegensatz dazu symbolisiert Sylvie, die sehr treffend von Bérénice Bejo dargestellt wird, das heftige Unverständnis gegenüber Trauerformen, die von ihrer eigenen weit entfernt sind.
Sous le tapis " trifft den Nagel aufden Kopf und berührt uns in seiner Art, ein schwieriges Thema anzusprechen, auch wenn einige Aspekte etwas klischeehaft erscheinen mögen - wie die von Stéphane Brel verkörperte Figur, deren Dialoge und Erzählweise ziemlich vorhersehbar sind. Bemerkenswert ist auch der eigens von dem Sänger M komponierte Soundtrack, der dem Film eine sentimentale und sanfte Note verleiht.
Sous le tapis ist ein aufrichtiges und realistisches Familiendrama, das einen nicht gleichgültig lässt. Man ist verblüfft und ein wenig verwirrt. Das ist die Stärke des Films: das Bild des Lebens, das wieder seinen Lauf nehmen muss.
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