Was wäre, wenn das Flanieren vor einem Schaufenster nur etwas für Shopping-Freaks wäre? Bis zum 8. März 2025 bietet die Galerie Sultana im Marais-Viertel eine kostenlose Ausstellung von Harry Nuriev, dem Enfant terrible des Designs und Gründer der Crosby Studios. Seine Installation Lèche-Vitrines verdreht das heilige Werkzeug des Konsumismus und macht es zu einem künstlerischen Manifest. Leere Fläschchen, abgestandene Cremes und halbvolle Shampoos... erscheinen in einem völlig neuen Licht!
Es ist die Geschichte eines Schaufensters, das direkt aus einem Kaufhaus zu kommen scheint ... nur dass sich hinter den Fliesen keine Luxusartikel, sondern vernachlässigte Gegenstände befinden. Gebrauchte Fläschchen, zerknitterte Tuben, Schnipsel aus dem Alltag: Diese "Abfälle" - eine Spende von Verwandten des Künstlers - werden dank der Alchemie von Nuriev zu Skulpturen. Sein Credo? Transformismus, eine Art, das Gewöhnliche in das Außergewöhnliche zu verwandeln. Dieser Magier der Objekte, dem wir Computerspiegel-Tastaturen oder Teppiche mit Unterhosen verdanken, geht hier noch einen Schritt weiter: Er verändert nicht nur den Gegenstand, sondern auch unseren Blick auf ihn.
Unter seinem schelmischen Äußeren verbirgt Schaufenstergucker eine scharfe Kritik an der Gesellschaft des Immer-mehr. Harry Nuriev stellt die Frage, die die Regale der Kaufhäuser zum Beben bringt: "Was wird in 50 Jahren von unserer Welt übrig bleiben?". Wird der Planet den unersättlichen Appetit der Verbraucher noch lange ertragen können? Mit seinen Schaufenstern voller gebrauchter Produkte schlägt der Künstler eine Alternative vor: Anstatt endlos zu ersetzen, warum nicht das Bestehende sublimieren?
Dieses extreme Makeover von Gegenständen ist nicht nur umweltfreundlich, sondern lädt auch dazu ein, unser Leben neu zu verzaubern. Ein altes Shampoo wird zur Reliquie, eine leere Flasche erzählt eine Geschichte... Und wenn das der wahre Luxus wäre?
Für Nuriev ist die Ausstellung selbst ein Objekt, das es zu missbrauchen gilt. Das Schaufenster, Königin der Boulevards und Ikone des Kapitalismus seit dem XIXᵉ Jahrhundert, schaltet hier in den Blackout-Modus. In einer düsteren und fast unheimlichen Inszenierung verliert es seine Funktion als Wunschmaschine und wird zu einem Schrein der Emotionen.
Es gibt eine Fülle von Referenzen. Schon Émile Zola beschrieb in Au Bonheur des Dames Schaufenster als Fallen der Begierde. Doch wo uns die Schaufenster der Kaufhäuser in eine Spirale der Konsumfrustration zogen, kehrt Nuriev den Trend um. Hinter der Transparenz des Glases sind es nicht mehr neue Waren, sondern Spuren des Lebens, Fragmente der Menschlichkeit.
Die Ausstellungsstücke stammen aus dem Umfeld von Harry Nuriev. Jedes Parfum erzählt von einer Person, jede Creme ruft eine Erinnerung hervor. Mehr als ein Hohn auf den Kapitalismus ist es ein liebevoller Wink mit dem Zaunpfahl an die Gemeinschaft. Hier gibt es keine Monsterausverkäufe, sondern eine Einladung, unsere Beziehung zu Gegenständen, zu anderen Menschen und zur Welt zu überdenken.
Haben Sie Lust, Ihre Augen zu füllen, ohne Ihr Portemonnaie zu leeren? Dann machen Sie sich auf den Weg zu Harry Nurievs erster Einzelausstellung in Frankreich!
Termine und Öffnungszeiten
Von 21. Januar 2025 bis 8. März 2025
Standort
Sultana-Galerie
75 Rue Beaubourg
75003 Paris 3
Zugang
Metro 3 oder 11 Arts et Métiers
Tarife
Kostenlos
Offizielle Seite
galeriesultana.com