Seit seiner Uraufführung 2013 im Odéon Théâtre de l'Europe ist Joël Pommerats La Réunification des deux Corées (Die Wiedervereinigung der beiden Koreas ) wieder auf der Bühne des Théâtre de la Porte Saint-Martin zu sehen. Das Stück kehrt für eine "Neuschöpfung" zurück, insbesondere durch den Wechsel von einer Zwei-Fronten-Anordnung (zwei sich gegenüberliegende Tribünen) zu einer frontalen Beziehung zum Publikum. Diese räumliche Aktualisierung steht im Mittelpunkt des Stücks und bedeutet somit ein neues Leben des Werks, seiner Schrift, der Inszenierung, des Spiels und der Klangarbeit. Eine Gelegenheit, die so besondere Arbeit dieses "Show-Schriftstellers" (wieder) zu entdecken. Die Wiedervereinigung der beiden Koreas ist eine Kreation rund um die Liebe, oder genauer gesagt um die Komplexität des Liebesbandes, ein poetisches Schauspiel, das zugleich lustig und schmerzhaft, gerecht und wertvoll ist.
In einem Mosaik aus 20 Momenten der Liebe, glücklich oder unglücklich, verliebt, familiär oder freundschaftlich, stellt Joël Pommerat Fragen über dieses Gefühl, diesen Zustand. "Die Liebe existiert nicht, sie ist ein Konzept, ein Schwachsinn", schreit eine der Figuren. Für Die Wiedervereinigung der beiden Koreas ließ sich Joël Pommerat von Bergmans Szenen aus dem Eheleben, aber auch vonArthur Schnitzler inspirieren.
Joël Pommerat, der dem breiten Publikum vor allem durch seine großartigen Neuschöpfungen der Märchen unserer Kindheit, Rotkäppchen (2004), Pinocchio (2008) und Aschenputtel (2011) bekannt ist, ist ein Schöpfer von außergewöhnlichen Aufführungen, der uns aus unserer Komfortzone herausholt. In nur einer Stunde und 50 Minuten Aufführung führt er uns so weit weg. Weit in die Reflexion, aber auch weit in die rohe Emotion.
Denn Joël Pommerats stets radikaler und poetischer Standpunkt bleibt in dem Sinne provokativ, dass er bei uns eine Veränderung hervorruft. Wir kommen aus einer Aufführung von Pommerat anders heraus, als wir gekommen sind. Genau das ist es, was der Regisseur anstrebt, der in einem Interview erklärt, er wolle "Bereiche der Wahrnehmung eröffnen, die sich vom Alltag unterscheiden" und "dazu führen, Vertrautes anders zu sehen".
Sind Sie bereit, Ihre Sicht auf die Liebe in Frage zu stellen und einen spannenden Moment rund um die Wiederentdeckung dieses Werkes zu erleben? Dann besuchen Sie das Théâtre de la Porte Saint-Martin vom 24. April bis zum 14. Juli 2024.
Unsere Kritik :
Ein wunderbarer Text, sublimiert von Schauspielern, die vor Talent strotzen! Joël Pommerat erzählt uns in Die Wiedervereinigung der beiden Koreas von der Liebe in all ihren Formen. Machen Sie sich darauf gefasst, dass Sie manchmal gerührt, manchmal von den Dialogen verstört, manchmal entsetzt und manchmal verärgert sein werden, denn der Autor konfrontiert uns mit Gefühlen, die wir im Alltag empfinden. Die Dialoge werden neben dem Talent der Schauspieler durch eine nüchterne und zugleich technische Inszenierung sublimiert.
Die Wiedervereinigung der beiden Koreas findet in Szenen statt, die nicht miteinander verbunden sind, und der Zuschauer wird zwischen den einzelnen Szenen in völlige Dunkelheit versetzt. Ein interessantes Spiel mit der Perspektive ist ebenfalls hervorzuheben, da das Publikum manchmal den Eindruck hat, dass die Schauspieler weit entfernt auf der Bühne stehen. Joël Pommerats düstere Inszenierung wird in einigen Szenen von Rauch begleitet, was dem Ganzen noch mehr Dramatik verleiht, und manchmal wird auch laute Musik gespielt. Das Stück ist nicht unbedingt für jüngere Kinder geeignet, da sie die verschiedenen Botschaften des Stücks nicht mögen oder nicht verstehen könnten.
Dieses Theaterstück könnte man als düster und hoffnungslos bezeichnen, und doch geht man nicht traurig aus dem Stück hervor. Joël Pommerat stellt sich den harten Realitäten des Lebens auf angemessene Weise, ohne Angst davor zu haben, sie den Augen des Zuschauers preiszugeben. Die Schauspieler spielen mit einer seltenen Kraft und nehmen uns mit in ihre Freuden, Ängste, Nöte und Verrücktheiten! In Die Wiedervereinigung der beiden Koreas drückt der Dramatiker immer eine Dualität aus, indem er keiner der beiden Seiten einen Grund gibt, man wird Zeuge von Streitigkeiten und weiß nicht, für wen man Partei ergreifen soll. Es ist beeindruckend zu sehen, wie wir in den verschiedenen Szenen unsere Meinung ändern und nicht wissen, wem wir glauben sollen.
Joel Pommerat liefert ein berührendes Porträt des Menschen und eine komplexe und doch so reale Vision der Liebe.
Termine und Öffnungszeiten
Von 24. April 2024 bis 14. Juli 2024
Standort
Theater de la Porte Saint-Martin
18 Boulevard Saint-Martin
75010 Paris 10
Zugang
Metro Strasbourg Saint-Denis (Linien 8 und 9)
Durchschnittliche Dauer
1 h
50 min
Offizielle Seite
www.portestmartin.com
Reservierungen
www.portestmartin.com